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25.2.2008 Von Markus Küper MÜNSTER, Westfälische Nachrichten

Der Krieg ist vorbei, es lebe die Kanone! Und was für eine! Bis hinauf zum Mond soll sie schießen. Schließlich lässt sich ein echter Haudegen von einem langweiligen Frieden nicht seine edelste Aufgabe vermiesen. Erst recht nicht als Vorsitzender des ehrwürdigen Kanonenclubs von Baltimore. Und als Amerikaner schon mal gar nicht. Gebannt lauscht das zur begeisterten Meute gemachte Weverinck-Publikum in der Aasee-Aula dem fantastischen Größenwahn eines kühnen Recken, der sein gigantisches Flugexperiment mit einer Leidenschaft umwirbt, dass man selbst im Zeitalter der bemannten Raumfahrt noch ins Staunen kommt. Alles scheint akribisch geplant, jedes astronomische Problem geklärt, jedes ballistische Detail wird gelöst. Schließlich ist kein Geringerer als der hörbucherprobte Rufus Beck Impey Barbicane, der besessene Utopist in Jules Vernes Science-Fiction-Klassiker „Die Reise von der Erde bis zum Mond“, in dem der seherische Autor seine Helden immerhin 100 Jahre vor Apollo 8 auf den Erdtrabanten schoss. Kann es Zufall sein, dass Vernes fiktive Abschuss-Basis Tempa-Town nur wenige Kilometer westlich von Cape Canaveral in Florida liegt?

 

 

 

 

Lediglich aufgerüstet mit Laptop, Videoleinwand-Animationen à la Monty Python, ein paar Versatzstücken aus dem Kostümfundus und Sousas Blasmusik zeigt Beck, was für ein dramaturgisch geschickter Ballistiker er ist, wenn er selbst die grauste Theorie so bombig präsentiert, als sei seine klug gekürzte Bühnenadaption dem kreativen Klamauk der Pythons entsprungen. Schließlich ist Vernes Roman vor allem eine treffsichere Satire auf amerikanischen Gigantismus, Eroberungssucht und Kanonenwahn, eine hochexplosive Karikatur an der Schallgrenze zur grandiosen Posse. Vom vielleicht noch etwas betulichen Beginn dieser „Columbiade“ bis zum finalen Knalleffekt ist Rufus Beck Moderator und Akteur in wandlungsfähiger Personalunion. Das funktioniert, weil Beck vor allem eine echte Stimm-Granate ist, die dem schnoddrigen Kanonenclub-Mitglied Maston ebenso treffsicher Profil verleiht wie der französischen Knallcharge Michel Ardan, diesem tollkühnen Kerl in seiner fliegenden Kapsel, der den Größenwahn der Yankees auf die witzigste Spitze treibt. Bombiger Beifall!